Wauw, was ist das für ein Gefühl. Seit tagen sitzt man vor der Schale mit frisch ausgesähten Samen und da , da regt sich doch was, da ist doch eine Samenhülle geplatzt und die kleine Wurzel schiebt sich raus- Aufregung über Aufregung - jetzt sieht ma schon die beiden Keimblätter.... und wenn dann noch die ersten Stacheln kommen................... in der Kakteen- Welt gibt es fast nichts aufregenderes.
Für eine erfolgreiche Aussaat gibt es 1001 Rezept -und fast genau so viele Misserfolge.
Hier eines für nicht so Arbeitssüchtige: (auch als Fleischer-Methode bekannt)
Neue 9er - 12er Töpfe kaufen. Durchsichtige Gefrierbeutel, in denen jeweils 1 Topf bequem reinpasst.
5Liter Regenwasser abkochen und 4g Orthocid und 0,5 - 2ml Kakteendünger , je nach Sorte,zufügen. es sollte 1/10 der normalen Menge sein, eher weniger als zuviel.
Töpfe zur Hälfte mit Perlit füllen, darauf eine Mischung aus Sand und in der grösse passenden Lavalit, entweder klopfen und aussieben oder im Zoofachhandel die passende Grösse kaufen.Auch hier ist es sehr erfolgversprechend den Lavalit ganz oder teilweise durch das auf jeden Fall leicht saure Kieselgur zu ersetzen.
Ausschlaggebend ist die Grösse der Samenkörner, die Substratkörnug sollte immer gröber sein, ca das 2-3fache. Kakteen sind Lichtkeimer, die Samen sollten nur dazwischen, nie darunterrollen.
Es muss unter sehr sauberen Bedingungen gearbeitet werden, aber das Sterilisieren erspart man sich so, nur das Wasser wird abgekocht, alles andere wird nur neu verwendet.
Töpfe mit abgekühltem Wasser in einer Schale stehend gut durchdränken, Substrat leicht andrücken, Oberfläche etwas glätten, in Felder einteilen, z.B. mit Plasiksteifen aus sauberen Obst oder Gemüseschalen vom Supermarkt: Samen mit geknicktem Papier gleichmässig darauf verteilen und beschriften. Bei Bedarf vorsichtig leicht andrücken. Topf in die Tüte stellen, ca 2 Schöpfer Wasser noch zugeben (neben den Topf, nicht über die Samen). Tüte so dicht wie möglich verschließen, etwa mit Blumenbindedraht, mit einem Aufhänger versehen und im Gewächshaus halbschattig aber warm aufhängen. Kann auch auf eine Styroporunterlage am Fensterbrett aufgestellt werden.
Der grosse Nachteil: mann kann seine Nase nicht jeden Tag reinstecken.
Aber die Vorteile überwiegen: es muss nicht ständig kontrolliert werden, man kann sie gut einige Zeit sich selbst überlassen und auch die feinsten Samen haben die Chance ohne von Algen bedrängt gross zu werden.
Zu den ganz feinen Samen, wie Blossfeldia, Strombocactus und ähnliche Kaliber hab ich jetzt ein paar Tests gemacht, die sehr vielversprechend waren. Ich hab die ein ganzes Jahr in ihren Tüten gelassen , da hat man die zum Pikieren doch schon richtig gesehen, die sind dann auch nach dem pikieren richtig zügig weitergewachsen. Das Substrat hab ich für diese Pflanzen entsprechen fein gewählt - feines Kieselgur, vermischt mit feinem umd sehr feinem Quarzsand. Ich werde noch weitere Tests machen, inwieweit es Sinn macht, die Sämlinge noch länger in ihren Beuteln zu lassen.
TIPPS ZUR OPUNTIEN-AUSSAAT
Opuntien weichen etwas ab vom Schema! Sie müssen etwas anders behandelt werden. Ich sähe sie sehr selten in den Beuteln aus, und wenn, müssen sie wenige Tage nach dem Keimen geöffnet werden. Die kleinen Opuntienkeimlinge vertragen die gespannte Luft schlecht!
Da die hartschaligen Samen aber oft sehr unterschiedlich keimen, kaum alle auf einmal, sähe ich die immer separat aus. In grössere Schalen, gefüllt mit untenrein Perlit und darüber grobes Kieselgur mit groben Quarzsand vermischt - so hat man weniger Ärger mit Trauermücken. Die Samen werden angedrückt - sie sollen im Substrat liegen - nicht auf und nicht unter!
Die Opuntien keimen oft am Besten im späten Frühling, geschützt im Freien, etwa in einem immer gut gelüfteten Frühbeet. Die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht dürfen deutlich sein. Bei der ersten Wärmeperiode im Frühling wird also die Schale unter Wasser gesetzt und ca 6Wochen gleichmässig feucht gehalten. Alle Pflanzen die jetzt keimen, werden vorsichtig herauspikiert - ohne die Wurzeln zu verletzen! in kleine Töpfe oder Schalen gesetzt.
Danach wird die Aussaatschale austrocknen und auch einige Wochen trocken stehen lassen. So nach ca 4 Wochen hält man wieder ca 6 Wochen feucht. Opuntiensamen keimen so oft über 2-3 Jahre verteilt.
Die Aussaatschale mit normalen Opuntien kann trocken im Haus, die von Winterharten Oputien an einem trockenen Platz im Freien Überwintert werden.